Heute vor 10 Jahren, am 15.09.2010 ist die Webseite von Botfrei erstmals Live gegangen. Zeit ein wenig zurück, aber auch um in die Zukunft zu schauen.
Conficker als Initiator
Der Ausgangspunkt von Botfrei liegt im Jahr 2009. Damals wütete in Deutschland das Conficker-Virus. Der Computer-Wurm befiel Krankenhäuser, Behörden, die Bundeswehr, also große wie auch kleine Unternehmen und hunderttausende Internetnutzer. Und das nicht nur Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Conficker richtete zwar keine großen Schäden auf den Computern selbst an, verursachte jedoch massive wirtschaftliche Schäden. Zudem schärfte der Computerwurm erstmals das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren durch Hacker-Angriffe, Trojaner und Computerviren.
Im Fall von Conficker wurde recht schnell klar, dass es zu viele Computer gab, die mit Computerviren infiziert waren und als Teil eines Botnetzes zur massiven Verbreitung des Computerwurms beigetragen hatten. Deutschland selbst belegte damals einen Spitzenplatz bei der weltweiten Verteilung von Botnetzen und der infizierten Privatcomputer.
Um diese langfristig und nachhaltig Probleme zu lösen, kamen Vertreter des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik), des eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. sowie des deutschen Internetanbieters 1und1 auf die Idee eine Plattform ins Leben zu rufen, die sich dem Problem als Ganzes stellt. Botfrei wurde erstmalig auf dem IT-Gipfel der Bundesregierung im Dezember 2009 vorgestellt und am 15. September 2010 während der Vorläuferveranstaltung der heutigen Internet Security Days offiziell in Betrieb genommen.
Start als Förderprojekt BSI und eco e.V.
Das Konzept sah vor, dass die Plattform Lösungen bereitstellt, die nicht nur über das Thema Botnetze und Computerviren informiert, sondern auch den Nutzern aktiv dabei hilft, die Infektionen eigenständig zu beseitigen sowie langfristig dazu beiträgt, neuen Infektionen vorzubeugen.
Botfrei ist damals als gemeinsames Förderprojekt des BSI und des eco – Verbands mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums gestartet. Der damalige Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière sagte folgendes zum Start von botfrei.de:
‚Das Anti-Botnet-Beratungszentrum ist ein bedeutsames Instrument zur Erhöhung der Sicherheit im Internet. Diese privatwirtschaftliche Initiative ist als Angebot an diejenigen Nutzer zu verstehen, deren Rechner Teil eines Botnets geworden ist. Ich appelliere daher an die betroffenen Nutzer, ihrem Teil der Verantwortung gerecht zu werden und dieses Angebot des Anti-Botnet-Beratungszentrums anzunehmen.‘
Erstes Design der Botfrei Webseite 2010
Beratungsgutscheine & DE-Cleaner
Neben den beiden Projektpartnern unterstützen Internetanbieter wie die Telekom, 1und1, oder NetCologne das Projekt, indem Sie ihren Kunden bei einer Botnet-Infektion einen Beratungsgutschein für Botfrei.de ausstellten. Mit diesem Beratungsgutschein konnte der Botfrei-Support z.B. per Telefon kostenlos genutzt werden.
Antiviren-Hersteller wie Avira oder Norton stellten für Botfrei eigene Ersthelfer-Tools bereit – die DE-Cleaner (später: EU-Cleaner). Mit diesen kostenlosen Tools ließen sich Infektionen schnell finden und beseitigen. Zudem wurde Botfrei von einer Medien-Kampagne begleitet; so fanden sich z.B. die DE-Cleaner als kostenlose Beilage in der C’t als Teil einer Antibotnet-CD.
Das ursprüngliche Projektziel, Deutschland aus den Top 10 der Länder zu führen, von deren PCs Netzkriminalität ausgeht, wurde mit Projektende drei Jahre später erreicht.
Nach Ende der finanziellen Förderung durch das BMI im Jahr 2013 führte der eco – Verband das Anti-Botnet-Beratungszentrum zunächst auf eigene Kosten fort und entwickelte die Plattform zur Malware-Beseitigung erfolgreich weiter. Botfrei.de kämpfte federführend gegen die DNS-Changer-Infektionen 2012 und beteiligte sich an zahlreichen Botnet-Takedowns. Zuletzt nahm es das Avalanche Botnet im Dezember 2016 ins Visier und beteiligte sich an der Entdeckung der Chimera-Ransomware, des sogenannten „Bewerbungs-Trojaners“ im Sommer 2015.
Zweite Version der Webseite, 2015
Seit 2019 – neue Partner und Betreiber
Anfang 2019 gab der eco – Verband Botfrei in die Hände des Kölner Software Unternehmens eyeo GmbH. Zum zehnjährigen Jubiläum kommt mit dem Kölner IT-Sicherheitsanbieter SoSafe GmbH ein neuer Partner mit an Bord, der sich in Zukunft federführend um den Betrieb kümmern wird. eyeo wird als Partner Botfrei weiter aktiv unterstützen, zudem bleibt der eco – Verband weiterhin als strategischer Kooperationspartner beteiligt. Projektleiter bleibt weiterhin Peter Meyer von eyeo GmbH, der diese Position bereits beim eco e.V. innehatte. Diese Rolle teilt er sich in Zukunft mit Lukas Schaefer, Geschäftsführer der SoSafe GmbH.
2020 – neue Webseite, neuer Schwerpunkt
“Wir haben zu unserem zehnten Geburtstag die Webseite komplett überarbeitet, aufgeräumt und uns z.B. vom Botfrei-Forum, unserem Wiki sowie von den EU-Cleanern und anderen Tools getrennt. Auch bieten wir zukünftig keinen Support mehr an. Dafür ist der Blog jetzt aber auf der Startseite zu finden und mit dem Phish-Test gibt es u.a. ein neues Tool, was bei der Erkennung von Phishing-Emails unterstützen soll.
Phish-Test von SoSafe
Generell werden wir bei Botfrei in Zukunft vermehrt auf die Themen Phishing und Schutz vor Online-Betrug setzen und möchten das Bewusstsein für den Schutz der eigenen Privatsphäre im Internet stärken.
Wir bedanken uns bei allen Begleitern, Unterstützern, Partnern und vor allem den Nutzern der vergangenen zehn Jahre und freuen uns auf viele weitere Jahre – sicher unterwegs im digitalen Raum. “ Peter Meyer, Botfrei.de
Und zu guter Letzt noch ein Video aus den Anfangstagen von Botfrei bei ZDF-Info
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