Wollen Sie 4.400 € monatlich als Geldflussoptimierer verdienen?
So ein Angebot wirkt auf den ersten Blick sehr lukrativ und zunächst auch seriös, denn der Absender täuscht vor, Ihnen ein Angebot zu ihrem Bewerberprofil über die Jobbörse Monster.de geschickt zu haben.
Auch ich hatte dort ein Profil – und diese Email mit der Betreff-Zeile “Die Online Arbeitsvermittlung Angebote 2016 für Sie” enthielt meine aktuelle Adresse, jedoch eine uralte Telefonummer aus meinen vorherigen Wohnort. Um es vorweg zu nehmen – ein Datenleak bei Monster.de liegt nicht vor, denn die Adresse und Kontakdaten dort stimmten weder mit der in der Email genannten Adresse noch mit der Rufnummer überein.
Es war jedoch ein guter Anlass, mein Konto dort zu löschen, denn ich arbeite gerne bei botfrei, auch wenn die Email-Annonce davon spricht, dass ich diese 4.400 EUR in ca. 4 Arbeitsstunden pro Woche verdienen könnte und sich die Stelle “auch für Berufstätige gut eignet”.
Die Anforderung an das Bewerberprofil ist auch minimal:
Es wird “keine besondere Kenntnis erfordert”, jedoch sollte für Sie der “Umgang mit Email und anfängliche Computer Kenntnisse keine Probleme darstellen”, lediglich eine “Konstante telefonische Erreichbarkeit während der Geschäftszeiten sei ein Muss.” Ergänzt wird das Ganze noch durch die Floskel “Zielstrebigkeit sollten zu Ihren Stärken zählen”.
Spannend wird es ab dem Punkt, wo es um die Beschreibung der eigentlichen Tätigkeit geht:
“Ihre Aufgabe ist die Geldflussoptimierung.
“Sie erhalten die Mittel im Voraus, direkt auf Ihr Konto überwiesen, und müssen für unsere Kunden Bitcoins erwerben, wofür Sie eine Provision von 20% pro Auftrag erhalten.”
Übersetzt bedeutet die Stellenbeschreibung folgendes:
Wir suchen jemanden, der uns sein Bank-Konto zur Verfügung stellt. Wir selbst betreiben aktiv Phishing und nutzen ihr Konto dazu, das Geld der Phishing-Opfer zu Ihnen zu transferieren. Um den eigentlichen Raub zu verschleiern und uns zu schützen, besteht ihre Aufgabe darin, dass ergaunerte Geld in Bitcoins zu tauschen und uns zukommen zu lassen. Dafür bekommen Sie eine Provision von 20%.
Was das für Sie bedeutet:
Die Überweisung vom Phishing-Opfer an Sie lässt sich selbstverständlich nachverfolgen – Sie werden auf jeden Fall geschnappt, egal wie clever sie sich anstellen, die kriminellen Phisher im Hintergrund in den meisten Fällen jedoch nicht.
Inzwischen wurde vor Gericht mehrfach bestätigt, dass das Phishing-Opfer bei Ihnen Schadensersatzanspruch in Höhe des überwiesenen Geldbetrags hat. Sie sind also verpflichtet, das Geld an das Opfer zurücküberweisen. Wenn Sie das Geld bereits in Bitcoins transferiert haben, bleiben Sie dennoch auf den Kosten sitzen. Zusätzlich machen Sie sich wegen Computerbetrug und Geldwäsche strafbar. Dafür droht Ihnen je nach Schwere eine Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren.
Auch wenn Sie unter Geldnot leiden sollten – denken Sie besser zweimal nach, bevor Sie auf solche fragwürdigen Angebote eingehen. Das Geld liegt weder auf der Straße noch in Ihrem Email-Postfach. Schnelles Geld lässt sich im Internet in den wenigstens Fällen legal machen. Wir raten deshalb, niemals auf solche fragwürdigen Geld-, Finanz-, oder Job-Angebote einzugehen oder sich auf solche Emails aus Neugier hin zu melden. Löschen Sie einfach die Email.
Angebote, um als Mittelsmann bei Phishing-Diebstählen zu agieren, gibt es seit es Phishing gibt. Die Bezeichung und Beschreibung der Aufgabe variiert jedoch nur leicht. Manchmal werden Finanzagenten gesucht, in anderen Fällen wie diesem Geldflussoptimierer. In manchen Fällen soll man das Geld einfach an ein anderes Konto im Ausland überweisen, bei anderen Fällen setzt man auf Paypal oder Western Union oder wie hier auf digitale Währungen wie Bitcoins.
Also, Finger weg bei dubiosen Geldangeboten!